Es ist eine traurige Tatsache, dass die meisten Jugendlichen irgendwann dem Mobbing zum Opfer fallen. Die Wahrscheinlichkeit für Mädchen und Jungen ist dabei gleich hoch. Allerdings wird Mobbing von Mädchen von Außenstehenden seltener wahrgenommen. Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass Eltern die Augen offen halten, erste Anzeichen frühestmöglich erkennen und sich der davon ausgehenden Gefahr bewusst sind.
Mädchen vs. Jungs: die unterschiedlichen Formen des Mobbings
Was sind die größten Unterschiede darin, wie Jungs und Mädchen mobben oder gemobbt werden?
- Subtil. Bei Mädchen ist Mobbing oftmals subtiler. Es geht hierbei meistens um soziale Mobbingtaktiken wie Ausgrenzung, soziale Entfremdung und das Verbreiten von Gerüchten anstelle von direkter Konfrontation
- Vorsätzlich. Es ist wahrscheinlicher, dass Mädchen Mobbingangriffe planen und vorsätzlich handeln. Jungs sind wesentlich impulsiver
- Psychologisches oder emotionales Mobbing. Mobbing bei Jungen ist physischer. Einige Jungen mögen den Status, der mit Kämpfen einhergeht. Mädchen hingegen sind öfter in psychologisches Mobbing involviert (das Verletzen von Gefühlen)
- Jungen & Mädchen. Mädchen können von anderen Mädchen und Jungen gemobbt werden. Jungen fallen hingegen immer nur anderen Jungen zum Opfer
Wenn Mobbing physischer Natur ist, reagieren Erwachsene oftmals schneller. Bei einem Mädchen kann das Mobbing schwieriger zu erkennen sein, da es oftmals psychologisch ist – hier ist es aber genauso wichtig, schnell aktiv zu werden
Soziales Mobbing: Ausgrenzung
Psychologin Dr. Nancy Etcoff, Expertin im Bereich Neurowissenschaft von Emotionen, erklärt: „Bei Jungs gibt es Aggressionen und Raufereien. Bei Mädchen ist es viel subtiler. Es geht um den Ruf, darum, Einzelne außen vor zu lassen und sie so auszuschließen.“
Das ist besonders verletzend für die Betroffenen und daher aus der Perspektive des Mobbers sehr effektiv. Denn für einen Jugendlichen gibt es nichts Wichtigeres als zwischenmenschliche Beziehungen. Ein junges Mädchen ist darauf ausgelegt, Beziehungen zu anderen aufzubauen, demnach ist alles, was sie daran hindert, besonders schwer zu verkraften.
Wenn deine Tochter durch einen oder mehrere Mobber aus einer Gruppe ausgeschlossen wird, wird das einen Schatten auf ihr ganzes Dasein werfen. Für dich sieht es vielleicht nach einer Überreaktion aus, aber alles, was dein Mädchen sich wünscht, ist es, Teil einer Gruppe zu sein – ihre Freunde sind der Mittelpunkt ihres Universums und machen ihr Leben lebenswert (zumindest denkt sie so).

Wenn Mädchen mobben, geht es um das Äußere
Junge Mädchen machen sich sehr viele Gedanken darum, dazuzugehören. Es ist also nicht verwunderlich, dass Mobbingattacken, die von Mädchen ausgehen, oftmals auf das Aussehen des Opfers zielen, besonders wenn es „anders“ aussieht. Eine Studie aus Großbritannien hat herausgefunden, dass 56 % der Mädchen aufgrund ihres Gewichts, ihrer Körperform, Größe oder Haarfarbe gemobbt wurden.
Weil es Mädchen so wichtig ist, dazuzugehören und einer sozialen Gruppe anzugehören, können negative Kommentare bezüglich ihres Aussehens besonders schmerzhaft sein. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass selbst unregelmäßiges Mobbing das Risiko, an einer Depression zu erkranken, bei Mädchen erhöht. Bei Jungs erhöht sich dieses Risiko nur dann, wenn sie regelmäßig gemobbt werden. Die gleiche Studie hat auch gezeigt, dass Mädchen, die Mobbingopfer waren, einem höheren Risiko unterliegen, Drogen zu missbrauchen.
Eine weiteres erschreckendes Ergebnis der Untersuchung ist, dass Mädchen, die einmal gemobbt wurden, sich nicht vorstellen können, dass andere auch nette Dinge über sie sagen könnten – vor allem wenn es um ihr Aussehen geht. Ein Opfer von Mobbingattacken zu sein bedeutet einen harten Rückschlag für das Selbstbewusstsein eines Mädchens.
Es ist wichtig, dass Eltern darauf achten, was im Leben ihrer Tochter vor sich geht. Wie entwickeln sich ihre Freundschaften? Ist sie nett zu anderen und erhält sie im Gegenzug die Freundlichkeit zurück, die sie verdient?
Freundinnen oder Feindinnen? Die Anzeichen von Mobbing erkennen
Als „Frenemies“ werden die Menschen bezeichnet, die nur so tun, als wären sie eine Freundin, während sie in Wirklichkeit das Selbstbewusstsein anderer untergraben – oftmals, weil es ihnen selbst an Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl fehlt. Es kann eine Weile dauern, bis man erkennt, dass ein Mädchen in Wahrheit gegen ihre angeblichen Freunde ist und sie vielleicht sogar indirekt mobbt.
Sprich mit deiner Tochter über Frenemies. Sag ihr, sie soll bei „Freundinnen“ vorsichtig sein, die Folgendes tun:
- Sich permanent mit ihr vergleichen oder ständig im Wettbewerb stehen
- Immer ein Kompliment mit Kritik vermischen
- Hinter ihrem Rücken schlecht über sie reden
- Gemeinsame Pläne absagen, wenn ihr etwas Besseres über den Weg läuft