Probleme mit Social Media durchdringen mittlerweile jeden Lebensbereich von Jugendlichen. Egal, ob es darum geht, zu viele Informationen von sich und seinem Schwarm auf Snapchat zu teilen, öffentliche Zankereien mit der besten Freundin auf Twitter auszutragen oder unwissentlich Gatecrasher auf eine Party einzuladen, weil man aus Versehen die Veranstaltung bei Facebook auf „öffentlich“ gestellt hat.
Aber was für Gefühle und Gedanken löst Social Media bei deinem Kind aus? Wie viele anderen Eltern suchst du vielleicht Hilfe und versuchst, diese neue Macht zu verstehen.
Es ist wichtig, dass du dich mit Social Media vertraut machst und erkennst, was soziale Netzwerke für einen Einfluss auf dein Kind haben können – so kannst du es dabei unterstützen, Social Media in einer gesunden und positiven Art und Weise zu nutzen.
Wir haben mit Mädchen gesprochen, um herauszufinden, was sie an sozialen Netzwerken lieben und was sie hassen.
Mädchen, soziale Medien und Beliebtheit
„Wenn du etwas in einem sozialen Netzwerk postest, dürfen dir die ‚Likes‘ nicht so wichtig sein. Natürlich bemerkst du sie, aber du musst dir immer wieder sagen, dass es nicht nur darum geht. Es geht darum, es wirklich zu mögen, etwas zu posten und sicherzustellen, dass dein Post dich und dein Leben widerspiegelt.“ Louise*, 14
Wie Social Media das Selbstbewusstsein von Jugendlichen zerstören kann
„Du denkst dir: ‚Ich guck nur mal ganz kurz‘ – und dann bleibst du stundenlang hängen. Du schaust dir jeden Post an und denkst dir: ‚Die sind so hübsch. Ihr Leben ist so cool.‘ Es kann dir das Gefühl geben, das jeder ein aufregenderes Leben als du hat, und du denkst: ‚Was stimmt nur mit mir nicht? Warum habe ich nicht so viel Spaß?‘ Und du musst dir in Erinnerung rufen: Leute posten immer ihre besten Momente. Kein Leben besteht nur aus Höhenflügen. Wer postet schon ein Foto, das unvorteilhaft ist oder auf dem die Frisur nicht sitzt? Genau, niemand.“ Hannah*, 15
Social Media zeigt uns eine bearbeitete Form der Realität
„Ich habe immer diese ganzen coolen Partybilder in sozialen Netzwerken gesehen und habe mir gedacht: ‚Wow, das sieht nach super viel Spaß aus. Warum sind alle Partys, zu denen ich gehe, immer so langweilig?‘ Und dann ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen: Ich bin auf diesen Partys. Sie sind so langweilig, weil die Leute immer nur damit beschäftigt sind, auf ihre Handys zu starren und Fotos zu machen.“ Olivia*, 16
Social Media beeinflusst das Verständnis von Self(ies)
„Leute stellen sich selbst dar, ein erfundenes Selbstbild. Sie posten alle diese Selfies, die mit Photoshop bearbeitet wurden. Ich habe das auch mal gemacht und an einem Foto von mir rumgespielt. Als ich fertig war, konnte ich mich selbst kaum wiederkennen. Ich dachte: ‚Das bin nicht ich.‘ Ich habe gemerkt, wie albern das war – Ich möchte wirklich ich selbst sein. Das ergibt doch alles keinen Sinn.“ Shannon*, 14
Probleme mit Social Media – gib den Trollen keine Chance
„Leute sagen Dinge, die sie dir niemals ins Gesicht sagen würden. Es gibt ihnen das ‚Recht‘, gemein und gedankenlos zu sein, und das ist wirklich widerlich. Wenn Leute dich dort beschimpfen, sehen sie nicht, wie du reagierst – das ist schrecklich. Ich habe gelernt, dass, wenn du dich von dieser Art des Feedbacks niedermachen lässt, diejenigen die Oberhand gewinnen, die zu feige sind, um für sich selbst einzustehen. Ich habe mir gedacht: ‚Nein, danke!‘“ Madeleine*, 14
Social Media verändert das Verständnis dafür, was akzeptiert wird
Bestimmte Mädchen bekommen eine Menge Likes, und wenn du nicht zu ihnen gehörst, bekommst du eben keine. Es herrscht eine sehr engstirnige Definition davon vor, was okay ist und allgemein akzeptiert wird. Leute, die nicht in dieses Muster passen, müssen sich sehr bemühen: Sie müssen beispielsweise besonders kurze Röcke tragen, ihr Hemd besonders weit aufknöpfen oder viel Make-up auflegen. Um positives Feedback und viele Kommentare zu bekommen, machen sich viele Mädchen sexy. Das ist wirklich traurig.“ India*, 16

Mädchen müssen auf Social Media aktiv sein
Es gibt widersprüchliche Aussagen bezüglich der Auswirkung von Social Media auf Mädchen. Studien deuten an, dass es ihr Selbstwertgefühl und ihr Gefühl, akzeptiert zu werden, stärken und zugleich auch schwächen kann.
Laut der klinischen Psychologin und Mutter von zwei Töchtern Dr. Tara Cousineau müssen Eltern verstehen, dass junge Menschen darauf ausgelegt sind, sozial zu interagieren.
Was soziale Netzwerke für junge Menschen im Allgemeinen so anziehend macht und insbesondere auf Mädchen Wirkung zeigt, ist die Fusion von zwei Merkmalen des Erwachsenwerdens. Das eine ist der tief verankerte Drang, auch über die Grenzen der Familie hinaus soziale Beziehungen einzugehen und neue Freundschaften zu schließen. Das andere ist das innere Bedürfnis nach Aktivitäten, die den Geist schärfen und erweitern.
„Social Media ist so anziehend in dieser Phase, da es ihr Verlangen nach Freundschaft bedient und zugleich ihr Gehirn stimuliert“, erklärt Dr. Cousineau. „Mädchen sind nicht dickköpfig oder stur, was diese Themen betrifft, sie können einfach nicht die Finger davonlassen – es zieht ihre Aufmerksamkeit an, und das zu verstehen ist wichtig, damit du deiner Tochter helfen kannst.“
Wie dein Kind Social Media richtig nutzt
Wie hilfst du deinem Kind, Social Media erfolgreich zu nutzen? Du willst, dass es sein wahres Ich entdeckt und nicht davon besessen ist, sich mit anderen zu vergleichen oder sein Profilbild zu perfektionieren. Du willst, dass dein Kind ein starkes Selbstwertempfinden entwickelt, und zwar wegen seiner Talente, seiner Persönlichkeit und seiner echten und realen Freundschaften.
Es gibt keine schnelle Lösung für ein positives Selbstbewusstsein. Es entwickelt sich durch starke Beziehung und das Erreichen von Zielen – es ist etwas, das dein Kind sich Stück für Stück aufbauen muss. Das Beste, was du tun kannst, um ein gutes Vorbild zu sein, ist, ein starkes Gefühl für deinen eigenen Selbstwert zu entwickeln (on- und offline). Wenn sich die Möglichkeit ergibt, sprich über Themen wie wahre Freundschaft und Selbstrespekt. Wenn du Schwierigkeiten mit deinem eigenen Selbstbewusstsein hast, hole dir Hilfe – indem du deine eigenen Schwächen adressierst, hilfst du auch deinem Kind.
*Um die Privatsphäre der hier vorgestellten Personen zu schützen, wurden die Namen geändert. Die Geschichten und Erfahrungen, die sie teilen, sind hingegen nicht erfunden, sondern entsprechen tatsächlichen Begegnungen.
Checkliste, um den Einfluss von Social Media zu mindern