Frauen oder der weibliche Körper werden insbesondere in Musikvideos sexualisiert, wie aktuelle Studien, wie beispielsweise die der American Psychological Association oder des UK‘s Home Office, zeigen. Wir haben für dich eine Checkliste zusammengestellt, die dir dabei helfen soll, mit deinem Kind darüber zu sprechen, wie Frauen in Musikvideos dargestellt werden.
Musikvideos: Wenn Frauen wie Objekte dargestellt werden
In den meisten Musikvideos findest du Stars, die anzügliche Texte singen, viel Haut zeigen und jede Menge Schminke im Gesicht haben. Nahaufnahmen von Schmollmündern, wackelnden Hinterteilen, glitzernden Dekolletés und nackten, straffen Oberschenkeln lassen den Gedanken aufkommen, dass Frauen einen ganz bestimmten Look – und ein ganz bestimmtes Verhalten – präsentieren müssen, um als attraktiv zu gelten.
„Meine Tochter denkt, sie muss so aussehen wie die Frauen im Fernsehen“, sagt Jana*, eine Mutter, die sich aktiv gegen Sexualisierung in der Kindheit einsetzt. „Bei ihr sind es vor allem die Musikvideos, wo alle halb nackt sind – ist das wirklich nötig, um einen Song zu verkaufen?“
Wenn du in letzter Zeit ein Musikvideo gesehen hast, denkst du vielleicht genauso. Leider spielen diese Videos im Leben der Jugendlichen eine immer größere Rolle. Die Home-Office-Umfrage aus dem Jahr 2002 hat ergeben, dass Jugendliche ca. neun Stunden pro Woche damit verbringen, Musikvideos anzusehen. Wenn wir von dort aus in das Jahr 2010 vorspulen, dann hat sich diese Zeit auf unglaubliche zweieinhalb Stunden pro Tag erhöht.
In der Zwischenzeit sind 40 % der 12- bis 15-Jährigen online und gucken oder downloaden Musikvideos jede Woche, teils sogar von unterwegs mit ihrem Handy – wie eine Studie von Ofcom 2012 gezeigt hat.
Die Negativauswirkung von Musikvideos auf das Selbstbewusstsein von Mädchen
Wissenschaftler der Ryerson University in Toronto haben die Auswirkung von Musikvideos auf das Selbstbewusstsein von jungen Frauen in einem Experiment untersucht. Den Teilnehmerinnen wurden je fünf Videos mit stereotypen „perfekt aussehenden“ Frauen gezeigt. Die Musikvideos wurden von kurzen Werbeeinheiten unterbrochen, um so möglichst realitätsgetreu zu sein.
Die Probanden wurden in drei Gruppen unterteilt, jeder Gruppe wurden andere Werbespots zwischen den Videos gezeigt. Eine hat normale Anzeigen gesehen, eine Werbeanzeigen ohne Menschen, und wiederum eine andere Gruppe hat den Dove Film „Evolution“ gesehen.
Das Ergebnis? Im Vergleich zu normalem Fernsehen haben die Musikvideos die Zufriedenheit der Frauen mit ihrem Aussehen gemindert – aber bei der Gruppe, die „Evolution“ gesehen hat, wurde dieser Effekt umgekehrt. Indem wir das Gespür für die Medienrealität bei Mädchen schärfen und sie darauf aufmerksam machen, wie Bilder manipuliert und retuschiert werden, ist es möglich, den Schaden zu begrenzen.
Die Regierung Großbritanniens war so beunruhigt bezüglich der Auswirkung von Musikvideos auf das Körperselbstbewusstsein von Mädchen, dass die Home-Office-Initiative, an der Jana teilgenommen hat, ins Leben gerufen wurde. „The Sexualisation of Young People Review“ empfiehlt ein Mindestalter für entsprechende Musikvideos und spricht gegenüber Fernsehsendern Empfehlungen aus, wann diese gezeigt werden sollten.
Bring deinem Kind den richtigen Umgang mit Stereotypen bei
Es ist unmöglich, die ganze Zeit zu kontrollieren, was dein Kind sich anguckt. Die Zeit, in der man sich die neusten Top-40-Hits im Radio angehört hat oder am Samstagabend zwei Stunden vor dem Fernseher eine Chartshow anschaute, sind lange vorbei. Heutzutage sind Musikvideos und andere Videos auf Plattformen wie YouTube oder in sozialen Netzwerken immer und überall zugänglich.
Anstatt den Zugriff auf diese Videos zu kontrollieren, kannst du deinem Kind dabei behilflich sein, hinter die Kulissen dieser Videos zu blicken, sodass es kritisch mit den dargestellten Stereotypen umgeht und so sein eigenes Körperselbstbewusstsein schützt. Du solltest auch die guten Beispiele loben. Nicht alle Musikvideos sind schädlich für das Selbstbewusstsein, und ein Interesse an Musik und Tanz kann sich körperlich, mental und sozial positiv auswirken.
*Um die Privatsphäre der hier vorgestellten Personen zu schützen, wurden die Namen geändert. Die Geschichten und Erfahrungen, die sie teilen, sind hingegen nicht erfunden, sondern entsprechen tatsächlichen Begegnungen.